NLP-Lese-Rechtschreib-Coaching

 

Wie machen es gute Rechtschreiber?

In verschiedenen Untersuchungen und Experimenten mit guten und sicheren Rechtschrei­bern wurde herausgefunden, dass diese für die Rechtschreibung eine visuell-kinästhetische Wahrnehmungs-Strategie ("V/K+"-Strategie) benutzen. Dies bedeutet, sie speichern ein Wort­bild ein. Beim Schreiben rufen sie das Wortbild wieder ab und vergleichen das geschriebene Wort mit dem inneren Wortbild. Stimmen beide überein, so stellt sich ein Gefühl von Vertrautheit ein. Andernfalls spüren sie oft sogar körperlich ein ungutes Gefühl und ihr Gehirn sucht automa­tisch den Fehler und korrigiert ihn. Dies geschieht bei guten Rechtschreibern so schnell, dass es ihnen meistens nicht bewusst wird.

Die Entdecker dieser "V/K+"-Strategie, allen voran der Amerikaner Robert Dilts (ein Mitbe­gründer des NLP), testeten das Modell mit weniger guten bis schlechten Rechtschreibern. Dabei erreichten sie erstaunliche Verbesserungen der Rechtschreibleistungen. Dies zeigt, dass jeder Mensch sicher Rechtschreiben lernen kann, wenn er eine wirksame Lernstrategie an­wendet.

PS: Die gleiche Strategie funktioniert auch ausgezeichnet für Fremdsprachen, Kopfrechnen und für viele andere schulische Bereiche.

Die folgenden Angaben zu den einzelnen Punkten geben nur einen kurzen Überblick über die Vorgehensweisen. Es geht darum, die sinnlichen Wahrnehmungen der Kinder zu fördern und sie in einen kraftvollen und positiven Zustand zu versetzen, der für das Lernen förderlich ist. Sie können diese Anweisungen nach eigenem Ermessen erweitern und abändern. Experimen­tieren Sie damit und nützen Sie Ihre Erfahrungen. Je mehr Wahlmöglichkeiten Sie in Ihrem Verhalten haben, desto erfolgreicher werden Sie mit der vorgestellten Methode arbeiten.

Die Lese-Rechtschreibstrategie aufbauen:

1.       Rapport aufbauen

positive Ressourcen suchen und verstärken, Ziel K+

Bitten Sie die Schüler, an eine Fähigkeit zu denken, die sie beherrschen und bei der sie sich erfolgreich fühlen (z.B. im Sport, bei einem Hobby oder bei etwas anderem). Lassen Sie die Schüler dieser Erinnerung einen Namen geben (auf ein Blatt schreiben). Dann bitten Sie die Schüler, sich an die Gefühle in dieser Situation zu erinnern: "Wie nimmst du das Gefühl in deinem Körper wahr? Fühlst du es als Wärme, als Kribbeln oder auch auf eine andere Art?" Wenn Sie wollen, können Sie mit den Kindern auch über ihre Wahrnehmungen sprechen oder ihre Eindrücke auf einem Plakat sammeln.

2.       Visueller Träger

positives Bild suchen und Submodalitäten bearbeiten

Lassen Sie die Schüler einen Gegenstand, einen Ort, ein Tier oder etwas anderes aus­wählen, das sie sich bildlich sehr gut vorstellen können und zu dem sie eine positive Be­ziehung haben. Erklären Sie den Schülern, dass sie dieses Bild wie bei einem Fernseher scharf stellen können. Sie können die Farben klarer oder leuchtender einstellen, das Bild näher heranholen oder vergrössern, die Schärfe einstellen, den Hintergrund wechseln und vieles mehr.

3.       "V/K+"-Strategie üben

Visualisieren üben und positiv verstärken

Ziel ist, den Schülern zu zeigen, dass sie bereits erfolgreich visualisieren können.

a) bekannte Bilder erinnern: (Beispiele)

Stell dir vor, zu Hause vor dem eigenen Wohnhaus zu stehen und die Seite des Hauses mit der Eingangstüre zu sehen. Zähle jetzt einmal die Fenster auf dieser Seite. - Sieh, auf welche Seite sich die Türe öffnen lässt (nach rechts oder links).

Als nächstes stehst du im Türrahmen zu deinem Zimmer. Was kannst du sehen, wenn du dich in deinem Zimmer umschaust? Spüre dazu auch das Gefühl von vertraut sein mit deiner bildhaften Erinnerung.

 

Weitere Möglichkeiten zum Visualisieren: beste Freundin, bester Freund, Mutter, Vater, Geschwister, Lieblingshaustier, Lieblingsspielzeug usw.

Achten Sie darauf, visuelle Eindrücke mit positiven Gefühlen zu wählen.

b) bekannte Schriftzüge erinnern: (Beispiele)
Coca-Cola, Fanta, Mars, Mc Donalds usw.
Poster mit Namen von Popgruppen
Titel von Zeitschriften und Zeitungen
eigener Briefkasten und Klingel

Verbinden und verstärken Sie auch diese visuellen Eindrücke mit positiven Gefühlen (z.B. mit der Erinnerung von Schritt 1)

1.       Lernwörter sammeln

3 einfache und 3 mitteleinfache Wörter aufschreiben

Lassen Sie alle Schüler einfache Wörter aufschreiben, die sie ganz sicher beherrschen und einige, bei denen sie noch ein wenig unsicher sind. Sammeln Sie die Blätter ein und schreiben Sie ein paar Wörter auf Karten. Falsch geschriebene Wörter können Sie für später zurücklegen.

2.       Wörter nach "V/K+"-Strategie einspeichern

Wortbild mit visuellem Träger verbinden.

Wählen Sie ein einfaches Wort aus der Sammlung von Lernwörtern aus, welches die Schüler sicher beherrschen. Es geht jetzt nicht darum, die richtige Schreibung von Wör­tern zu lernen, sondern die richtige Strategie für die Speicherung von Wortbildern zu trainieren. Schreiben Sie das Wort gross und deutlich auf eine Karte, oben auf die Wandtafel oder oben auf den Hellraumprojektor (Denken Sie an die günstigste Position für visuelles Erinnern). Lassen Sie die Schüler das Wortbild genau betrachten und be­sprechen Sie mit den Schülern die bildhaften Besonderheiten dieses Wortes (Oberlängen, Unterlängen, Formen usw.).

Als nächstes sollen die Schüler das Wort auf ihren visuellen Träger übertragen und so be­arbeiten, dass es klar und deutlich sichtbar ist. Fordern Sie die Schüler auf, so lange ab­wechselnd das geschriebene Wort und ihr inneres Wortbild anzusehen, bis sie sich sicher fühlen. Wenn sie dieses Gefühl empfinden, nehmen Sie die Karte weg.

3.       Testing

vorwärts und rückwärts buchstabieren

Bitten Sie alle Schüler ihr Wortbild auf ihrem visuellen Träger anzusehen und es vor­wärts und rückwärts zu buchstabieren. Wenn dabei Probleme auftauchen, können Sie die­se mit den Zusatzinformationen bei den "Hilfestellungen" auflösen. Verstärken Sie ihre positiven Gefühle bei jedem kleinen Fortschritt.

Üben Sie zuerst mit leichten Wörtern die Strategie und gehen Sie erst dann zu den unsi­cheren Wörtern über. Wenn die Schüler genügend Sicherheit und Vertrauen zur Methode aufgebaut haben, können Sie auch beginnen, sie selbständig arbeiten zu lassen.

4.       Schritt in die Zukunft (Future Pace)

Mit diesem Schritt verstärken Sie noch einmal die positive Erwartungshaltung der Schü­ler. Versetzen Sie die Schüler in ihrer Vorstellung in die Zukunft (z.B. in einem Jahr) und lassen Sie die Schüler sich selbst erleben, wie sie erfolgreich Diktate, Aufsätze und ande­re Texte schreiben und ein grosses Vertrauen in ihre Rechtschreibfähigkeit spüren.


Hilfestellungen

 

1.       Lange Wörter einspeichern

Bei langen Wörtern kann es sinnvoll sein, das Wort zu unterteilen, z.B. das Wort "Häu­figkeit" könnte man in drei Teilen sehen "Häu - fig - keit". Beim Buchstabieren lässt man dann jeweils den aktuellen Teil in den Vordergrund treten oder aufleuchten.

2.       Innere Bilder undeutlich

Die Qualität der inneren Bilder ist von entscheidender Bedeutung. Dabei können viele verschiedene Faktoren einen Einfluss darauf haben. Im NLP nennen wir die folgenden Faktoren auch Submodalitäten der Modalität Sehen.

Grösse                                 Das Wort kann schlecht gesehen werden, weil es zu klein ist oder zu gross für einen Blick.

Entfernung                          Mit der Entfernung kann sich gleichzeitig auch die Grösse än­dern. Das Wort soll ganz zu überblicken sein.

Farbe                                    Ideal ist es, wenn der Schüler die Wörter in seiner Lieblingsfar­be sieht. Diese sollte aber auf dem gewählten

    Hintergrund gut sichtbar sein.

Vorder-/Hintergrund       Hier ist es vor allem wichtig, dass die Wörter sich klar und deutlich vom Hintergrund abheben und gut sichtbar sind.

    Bei ei­nem bewegten Hintergrund könnte man diesen zum Beispiel zu einem Standbild einfrieren.

Kontrast                              Es ist wichtig, jeden Buchstaben des Wortes scharf zu sehen. Unschärfen bei einzelnen Buchstaben können auf

    mehrere ein­gespeicherte Schreibweisen hindeuten. Lassen Sie den Schüler selber eine kreative Methode finden, um

    alle Buchstaben scharf zu stellen und ein Wort richtig einzuspeichern.

Helligkeit                            Oft wird ein Bild freundlicher, wenn es heller ist. Probieren Sie es aus.

 

In allen diesen Fällen können Sie den Schüler auffordern, das Bild in die eine und/oder in die andere Richtung zu verändern. Dabei kann der Schüler angeben, ob die Veränderung eines Faktors eine wesentliche Verbesserung der Bildqualität ergibt oder keinen Einfluss hat.

3.       "Innerer Helfer" ‑ "Visueller Träger"

Von zentraler Bedeutung ist es, neue Wörter mit positiven Gefühlen zu verbinden. Dabei kann uns ein vom Kind gewählter "innerer Helfer" wertvolle Dienste leisten. Fragen Sie den Schüler nach etwas, das er gerne hat und sich bildlich sehr gut vorstellen kann (z.B. ein Lieblingsspielzeug oder ein Haustier). Der Schüler kann dieses Wesen dann fragen, ob es ihm helfe und wie es ihm helfen wolle. Oft wird dieser innere Helfer in irgendeiner Weise die Wörter für den Schüler halten.

4.       "Launometer"

Mit dem "Launometer" können Sie den Schüler seine Gefühle und bildhaften Wahrneh­mungen selber einschätzen lassen.

Installation und Gebrauch:
- Denk dir eine Skala von 1 bis 10 (evtl. auf Papier malen)
1 heisst: schlecht, völlig ungenügend, ganz unzufrieden
10 heisst: ganz toll, super, grossartig, völlig zufrieden
- Schätze dich selbst ein, wo du gerade stehst.

5.       Therapeutische Geschichten

Erzählen Sie den Schülern kleine Geschichten in denen die Wörter als Bilder vorkommen (z.B. "Auf der Tafel am Ortseingang stand 'nämlich', das war der Name der Ortschaft, die vor uns lag.") und zeigen Sie dazu die Wörter auf Karten.

6.       Kein starkes, positives Gefühl "K+"

Lassen Sie den Schüler 3 Situationen suchen, in denen er sich sehr wohl (oder sehr si­cher/erfolgreich) gefühlt hat. Der Schüler soll diesen Situationen Namen geben und seine Gefühle von damals wieder erleben. Erklären Sie dem Schüler, dass er sich genau so wohl fühlt, wenn er ein Wort gut eingespeichert hat.

7.       Augenstellung ist ungewöhnlich

Bitten Sie den Schüler, das Wortbild an verschiedene Positionen zu verschieben und die Bildqualität zu vergleichen. Mit der besten Position weiterarbeiten.

8.       Korrekturen von Falschspeicherungen

In vielen Fällen sind in Diktaten oder Texten nachträgliche Korrekturen zu sehen. Diese deuten auf die Speicherung von mehreren Wortbildversionen für ein Wort hin.

Lassen Sie den Schüler in seinem Bildspeicher nachschauen, welche Schreibungen vor­handen sind. Bestimmen Sie zusammen mit dem Schüler die richtige Schreibweise. Um die Falschspeicherungen zu entfernen, suchen Sie mit dem Schüler nach einer kreativen Technik für die Löschung von falschen Wortbildern. Lassen Sie sich von den verschiede­nen und phantasievollen Ideen der Schüler überraschen.

9.       Handschrift

Die Qualität einer Handschrift hängt stark von der Qualität der inneren Wahrnehmung ab. Wenn Sie sich innerlich eine schöne Handschrift vorstellen, wird die Hand entsprechend geführt und schreibt schön. Um Ihre Handschrift zu verbessern, können Sie also einfach die Handschrift Ihrer inneren Vorstellung wunschgemäss gestalten und sich vorstellen, wie Ihre Hand diese Formen auf das Papier überträgt.

10.    Regeln, Gross-/Kleinschreibung, Zeichensetzung usw.

Wenn Texte mit vielen Fehlern vorhanden sind, lohnt es sich, am Anfang die Art der Fehler zu analysieren. In vielen Fällen zeigt sich zum Beispiel, dass Fehler der Gross-/Kleinschreibung einen beträchtlichen Anteil ausmachen. Fragt man die Schüler, ob ihnen die Regeln dazu bekannt seien, bejahen sie dies oft. Beim Schreiben haben diese Schüler aber vielfach das Gefühl, keine Zeit zu haben, um nach der Regel zu suchen.

Massnahme:
Die Anwendung der Regeln wird anhand einer Reihe von fehlerhaft geschriebenen Wör­tern aus den Texten geübt. Der Schüler sagt zu jedem Wort sein Urteil "gross/klein ist richtig, weil ... (Regel)". Dazu wird dann das positive Gefühl "K+" ausgelöst und ver­stärkt.

11.    Schlechtes, holpriges Lesen

Wenn ein Schüler schlecht liest, hängt das manchmal mit fehlerhaften Wortbildspeiche­rungen oder mit gänzlich fehlenden Wortbildern zusammen. Fehlende Wortbilder müssen zuerst aufgenommen und mit einem Gefühl von Vertrauen geankert werden. Bei fehler­haften Wortbildspeicherungen ist es notwendig, die Fehlspeicherungen zu löschen (siehe Punkt 8 der Hilfestellungen).

12.    Blockaden

Lernblockaden haben ihren Ursprung oft in früheren Schul- und Lernerfahrungen. Sie zeigen sich als negative Überzeugungen über bestimmte Fähigkeiten ("Ich habe keine Begabung für Fremdsprachen. Ich kann halt nicht rechnen" usw.). Um solche Blockaden aufzulösen gibt es viele NLP-Techniken (Ankern, 3 Positionen, Meta-4, Assoziie­ren/Dissoziieren, Reframing, Phobie Technik usw.) Wichtig dabei ist die Umwandlung von schlechten Gefühlen beim Lernen in positive und kraftvolle Gefühle. Stärken Sie das Selbstvertrauen des Schülers, indem Sie Ihr Verhalten so lange erweitern, bis Sie einen Zugang zu ihm und seiner Situation finden können.

13.    Kopfrechnen

Die Rechtschreibstrategie lässt sich leicht auf das Kopfrechnen ("Kleines/Grosses 1x1") übertragen. Dabei können Sie die ganze Rechnung inklusive Resultat als ein ganzes Wort anschauen und einüben (z.B. "4 x 6 = 24"). Lassen Sie den Schüler die ganze Rechnung vorwärts und rückwärts aufsagen und achten Sie dabei auf eine gute Bildspeicherung der Rechnung.

14.    Buchstaben tanzen

Vor allem von Legasthenikern wird häufig erzählt, dass in ihrer Erinnerung die Buchsta­ben hin und her springen, verschwinden, wechseln oder runterfallen. Hier können folgen­de Massnahmen helfen: den Buchstaben durch einen frischen ersetzen, inneren Bild­schirm genauer einstellen oder inneren Helfer benützen.